P a r t e i u n a b h ä n g i g e - k o m m u n a l p o l i t i s c h e - V e r e i n i g u n g

Rede zum Haushalt 2018 in der Sitzung des Stadtrates am 13.12.2017:

Liebe Ratskolleginnen und Ratskollegen,

sehr verehrte Damen und Herren,

sehr geehrter Herr Bürgermeister Schmitz,

nachdem meine Vorredner Ihnen sicher schon viel Freude durch die abwechslungsreiche Aufzählung einer Vielzahl von Haushaltszahlen bereitet haben, möchte auch ich dieser „liebgewonnenen Tradition“ nicht völlig nachstehen. In unserer Haushaltsrede werden wir uns als BÜRGERLISTE aber auf einige wenige Zahlen beschränken und uns ansonsten eher einer grundsätzlichen politischen Betrachtung des finanziellen und politischen Umfeldes widmen.

Betrachtet man nämlich allein das uns vorliegende Zahlenwerk, so muss man sagen: Unterm Strich kann man dem Haushaltsplanentwurf 2018 nur wenig Negatives abgewinnen, in vielen Punkten ist er durchaus als gelungen zu bezeichnen.

In seiner Haushaltsrede hat der Bürgermeister den vorliegenden Haushalt dementsprechend auch als einen „guten Entwurf“ bezeichnet. Dem Bürgermeister hier zu widersprechen läge mir fern, denn immerhin schließt er im Gesamtergebnisplan „lediglich“ mit einem Jahresfehlbetrag in Höhe von 2,22 Mio. Euro ab. Dieses Defizit war in den vergangenen Jahren schon deutlich höher. Wie bereits in den Vorjahren profitiert die Stadt Geilenkirchen hier in allererster Linie von der guten gesamtwirtschaftlichen Lage in der Bundesrepublik Deutschland. Der Wehrmutstropfen liegt jedoch im Detail: Noch im vorherigen Jahr wurde für das Jahr 2018 ein Defizit in Höhe von lediglich 1,96 Mio. Euro prognostiziert. Die Planung hat sich also um ca. 13 Prozent verschlechtert. Das macht den Haushalt zwar nicht zu einem weniger guten Entwurf, aber: wir müssen das im Auge behalten!

Neujahrsempfang oder Landpartie – beides zu teuer!

Einige Ausgaben sind uns als BÜRGERLISTE dabei ein besonderer Dorn im Auge: Anfang November hat der Rat sich zum Beispiel mit der Frage beschäftigt, welche städtischen Empfänge im kommenden Jahr noch durchgeführt werden sollen.

Doch statt sowohl den elitären Neujahrsempfang wie auch die nicht weniger elitäre Landpartie abzuschaffen - zwei Veranstaltungen, zu denen fast ausschließlich geladene Gäste aus Wirtschaft, Militär und Politik erscheinen dürfen und die der Stadt jeweils mehrere tausend Euro jährlich kosten - hat eine Mehrheit des Rates, bestehend aus CDU und SPD, einfach beide Veranstaltungen in einen großen Topf geworfen, einmal kräftig umgerührt und dann eine Art „Neujahrs-Landpartie im Sommer“ daraus gemacht. Zumindest der Sonderpreis für kreative Veranstaltungsgestaltung gebührt damit eindeutig Ihnen, meine Damen und Herren der genannten Fraktionen! Die jährlichen Kosten für dieses Spektakel in Höhe von ca. 9.000 €, die man aus unserer Sicht deutlich sinnvoller als für Spießbraten verwenden könnte, haben Sie damit aber auch zu verantworten!

Sparsamkeit selbst leben – auch bei Ausschussvorsitzenden!

Immerhin: zumindest bei den zusätzlichen Aufwandentschädigungen für Ausschussvorsitzende herrschte – bisher – bei den Fraktionen weitgehend Einigkeit und Sparwille. Die Arbeit des Rates und seiner Ausschüsse schlägt zurzeit mit jährlichen Kosten in sechsstelliger Höhe zu Buche, darin enthalten sind auch Aufwandsentschädigungen und Sitzungsgelder. Demokratie kostet nun mal Geld (Monarchie gäbe es aber auch nicht gratis!). Zum Ende ihrer Amtszeit kam der alten Landesregierung dann aber noch ein Geistesblitz: Ausschussvorsitzende sollten ob ihrer „gewaltigen“ Arbeitsbelastung mit einer zusätzlichen Aufwandsentschädigung entlohnt werden, sofern der Rat ihren jeweiligen Ausschuss nicht davon ausnimmt.

Einstimmig beschloss der Rat in diesem Haus schlichtweg alle Ausschüsse auszunehmen und somit ca. 14.000,- € jährlich nicht auszugeben. Aus unserer Sicht eine gute Entscheidung, denn der Aufwand für Ausschussvorsitzende in einer Stadt wie Geilenkirchen ist überschaubar, und zudem wird den Vorsitzenden ohnehin schon eine Aufwandsentschädigung als Ratsmitglied gezahlt.
Doch nun gärt es wieder – offenbar sind nicht alle Ausschussvorsitzende mit diesem vom Rat auferlegten „freiwilligen Verzicht“ einverstanden.

Meine Damen und Herren – bitte bleiben Sie sparsam, auch und vor allem bei sich selbst! Wie sonst sollen wir von unseren Bürgern, Vereinen und Interessengruppen Sparsamkeit und Zurückhaltung verlangen, wenn wir sie selbst nicht leben? Unser Appell an die Landesregierung: stampfen Sie diese unsägliche Idee einer zusätzlichen Aufwandsentschädigung für Ausschussvorsitzende genauso schnell wieder ein, wie sie geboren wurde, zumindest für Kommunen in unserer Größe!

Steuerhebesätze bleiben gleich, Gebühren sinken

Stichwort Sparsamkeit: Wir freuen uns, dass die gute Entwicklung der städtischen Einnahmen im zweiten Jahr in Folge eine Erhöhung der Steuerhebesätze in Geilenkirchen entbehrlich macht und die Bürger bezüglich der Gebührenhaushalte sogar in Teilen entlastet werden können. Nach vielen Jahren der steigenden Belastungen ist dies eine gute Nachricht für unsere Bürger.

Trotz dieser Zurückhaltung können mit diesem Haushaltsplan einige wichtige Investitionen angeschoben werden, die zum Teil auf unseren Antrag hin beschlossen wurden und deren Umsetzung nun unmittelbar bevorsteht.
Bau der Turnhalle Gillrath und Investitionen in die Dörfer

Schon im nächsten Jahr wird mit dem Bau der Turnhalle in Gillrath begonnen werden, welche aufgrund eines Antrages von uns zusammen mit den Fraktionen „Geilenkirchen Bewegen und FDP“ sowie „Für GK!“ beschlossen wurde. 750.000,- Euro im kommenden Jahr und weitere 750.000,- Euro im Jahr 2019 stehen dafür zur Verfügung.

Die Fertigstellung im Jahr 2019 scheint möglich. Sie wird sowohl der Grundschule Gillrath wie auch den Ortsvereine viele neue Möglichkeiten eröffnen und das Dorfleben dadurch erheblich aufwerten.

Überhaupt muss positiv erwähnt werden, dass nach vielen Jahren, in denen die städtischen Investitionen hauptsächlich in die Innenstadt geflossen sind, vermehrt auch wieder die Dörfer zum Zuge kommen. Das ist gut und richtig, denn Geilenkirchen ist nicht nur Innenstadt – auch die Dörfer dürfen nicht zu kurz kommen.

Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Außenorte liebens- und lebenswert bleiben. Dazu gehört die Schaffung neuer, bedarfsgerechter Baugebiete dort, wo sie benötigt werden, also auch auf den Dörfern. Zudem herrscht in Bezug auf Baumaßnahmen immer noch ein erheblicher InvestitionsNachholbedarf in den Außenorten. Mit dem Haushalt 2018 werden hier jedoch die richtigen Signale gesendet und eine ansehnliche Anzahl von Investitionen angeschoben. Beispielhaft genannt seien neben der Sporthalle Gillrath auch die Fertigstellung der Hallensanierung in Lindern, die Sanierungs- und Neubaumaßnahmen am Sportplatz in Immendorf, diverse Straßenerneuerungs- und Kanalerneuerungsmaßnahmen in verschiedenen Ortschaften und die Aufwertung der Fliegerhorstsiedlung in Teveren mit der Erstellung eines Quartiersplatzes.

Fliegerhorstsiedlung – gut, dass es mit Bürgerbeteiligung weiter geht!

Insbesondere bei der Fliegerhorstsiedlung sind wir sehr froh, dass sich nach Monaten des gefühlten Stillstandes wieder etwas Sichtbares tut. Bereits im kommenden Jahr wird mit der Erneuerung des Kanals einschließlich des Straßenneubaus im Westteil begonnen. Die notwendigen Mittel sind für 2018 und 2019 eingeplant. Gleichzeitig befindet sich die Stadt auf der Zielgeraden zu einer Einigung mit der BIMA bezüglich des Entwicklungskonzeptes und der zukünftigen Bebauung.

Entgegen der Empfehlung des Stadtentwicklungsausschusses hat der Rat heute doch der von uns geforderten Bürgerbeteiligung vor einer endgültigen Entscheidung zum geänderten Entwicklungskonzept zugestimmt. Das ist gut, denn nachdem vor Kurzem bei der Vereinsbezuschussung und Reinigung der Vereinshäuser die Interessenvertretung der Sportvereine, der Stadtsportbund, nicht beteiligt wurde, hätte eine erneute Missachtung der betroffenen Personen heute ein fatales Signal des Rates an die Bürger bedeutet: „Wir brauchen euch nicht zu beteiligen, denn in unserer allumfassenden Weisheit wissen wir auch so was das Beste für euch ist!“.

Das, meine Damen und Herren, hätte nicht unserer Bürgerlisten-Vorstellung von Politik und Bürgernähe entsprochen und wäre auf jeden Fall mit der roten Abstimmungskarte geahndet worden!

Der Jade-Bürgermeister

Ich weiß, meine Damen und Herren Ratskollegen, dass wir in unserer heutigen Rede nicht mit Kritik Ihnen gegenüber sparen. So wie es in diesem Jahr Sie trifft, so hat es bei unserer letztjährigen Haushaltsrede den Bürgermeister getroffen. Zusammenfassend forderten wir Sie, Herr Bürgermeister Schmitz, damals auf, das Fachwissen der Verwaltung zu nutzen, um Ihrer Führungsverantwortung und Entscheidungskompetenz endlich gerecht zu werden.

Als Fazit der seither vergangenen 12 Monate kann man sagen: Es hat sich was getan, aber noch nicht genug. Zwar wirken Sie mittlerweile besser informiert, und als einen beachtlichen Erfolg können Sie sich den Feierabendmarkt auf die Fahnen schreiben. Trotzdem fehlt es immer noch oftmals an Entscheidungswillen und Durchsetzungsvermögen. Viel zu selten nehmen Sie Positionen zu strittigen Themen ein oder tragen argumentativ dazu bei, Entscheidungen im Sinne der Stadt zu lenken. Oftmals formulieren Sie ungeschickt und lösen dadurch gerade erst kontroverse Diskussionen aus statt unterschiedliche Meinungen zu einem Kompromissvorschlag zusammen zu führen.

Ein von Ihnen bereits vor Monaten in Aussicht gestellter Außenarbeitsplatz für einen Menschen mit Behinderung im Bauhof wurde von Ihnen immer noch nicht eingerichtet, obwohl Sie der Politik gegenüber eine Umsetzung zugesagt hatten! Es scheint, als scheitere dies insbesondere an verwaltungsinternen Widerstand, dem Sie sich offenbar nicht ausreichend entgegensetzen können. Ähnliches gilt für einen Praktikumsplatz an der Poststelle.

Herr Bürgermeister, ein chinesischer Bühnendichter hat mal gesagt: „Nur durch eifriges Schleifen gewinnt der Jade seinen vollen Wert. Und die Menschen, die nicht lernen, verleugnen ihre Bestimmung“
Lernen Sie also weiter, verbessern Sie sich weiter, und erlangen Sie so ihren vollen Wert! Und wenn Sie es gestatten werden wir Ratsfraktionen Ihnen ab und zu beim „Schleifen“ helfen…

Fazit

Meine Damen und Herren,

die BÜRGERLISTE wird dem Haushaltsplan zustimmen, da es wie eingangs erwähnt an dem Zahlenwerk nur wenig Grund zu Kritik gibt und die Entwicklung der städtischen Finanzen nach wie vor als solide bezeichnet werden kann.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!



(Sie können die Rede hier auch als PDF-Dokument herunterladen)

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