Liebe Ratskolleginnen und Ratskollegen,
sehr verehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Schmitz,
wieder einmal hat uns der
Kämmerer die Vorweihnachtszeit mit einem eindrucksvollen
Zahlenwerk versüßt, welches uns durch die kommenden 12
Monate und darüber hinaus in finanziellen Fragen leiten soll.
Über 400 Seiten geben den
Rahmen vor, in denen sich die Haushaltsführung der Stadt
Geilenkirchen bewegen soll.
Unter dem
Strich steht dabei ein Defizit in Höhe von 1,3 Millionen
Euro.
Während in
der laufenden Verwaltungs-tätigkeit noch ein Überschuss in
Höhe von 2,7 Mio. Euro prognostiziert wird, lassen die
Investitionstägkeiten diesen wie ein Stück Butter in der
Sonne dahinschmelzen und führen zu einer
Nettoneuverschuldung von 1,24 Mio. Euro. Dies ist
insbesondere deswegen bedauerlich, da die Einnahmequellen
so gut sprudeln wie nie zuvor. Die Steuereinnahmen steigen
um mehr als 1 Mio. Euro an und auch die Zuwendungen und
Umlagen erhöhen sich um fast 2 Mio. Euro.
Wie gut die
allgemeine Entwicklung der Stadt im Vergleich zu anderen
Kommunen im Kreis Heinsberg ist, lässt sich an der
allgemeinen Kreisumlage ablesen: Während in 7 von 10
Kommunen des Kreises die allgemeine Kreisumlage sinkt,
muss Geilenkirchen rund 200.000 € mehr abführen.
Dies ist ein
untrügliches Zeichen dafür, dass sich die Finanzkraft der
Stadt Geilenkirchen im Vergleich zu den meisten anderen
Kommunen des Kreises Heinsberg deutlich verbessert hat.
Ausufernde
Personalkosten
Wie kann es
also sein, dass trotz dieser positiven Entwicklung am Ende
ein Defizit unter dem Strich steht? Ein Grund dafür sind
sicher die stark steigenden Personalaufwendungen: Diese
ziehen im Vergleich zum Ansatz 2018 um 7,4 % (!) an.
In absoluten
Zahlen bedeutet dies eine Mehrbelastung des Haushaltes in
Höhe von 1,1 Mio. Euro (!).
Natürlich
lässt sich diese Steigerung teilweise begründen: So zieht
die Neueröffnung eines Kindergartens am Berliner Ring nach
sich, dass zusätzliches Personal hierfür eingestellt
werden muss. Und auch gegen die Übernahme von
Auszubildenden, die im Laufe des Jahres freiwerdende
Stellen besetzen sollen, spricht wirklich rein gar nichts.
Trotzdem ist
diese Steigerung immens und gefährdet auf Dauer den
Haushalt der Stadt. Von den Sparanstrengungen, die zu
Zeiten von Bürgermeister Fiedler sogar zu einem Rückgang
der Personalkosten geführt haben, ist offenbar unter
Bürgermeister Schmitz nicht mehr viel übriggeblieben.
Insbesondere
grassiert die Unart, Stellen, welche durch Krankheit oder
Elternzeit zeitweise vakant sind, überstürzt neu zu
besetzen.
Herr
Bürgermeister: Wir fordern Sie dringend auf, die
Personalkosten-steigerungen in den Griff zu bekommen! Im
Vordergrund sollte hier stets die Effizienzsteigerung sowie
kritische Hinterfragung von Aufgaben stehen.
Steine
statt Kinder
Aber
selbstverständlich sind Sie nicht allein der Schuldige
allen Übels. Manchmal sind es auch die Politiker, die die
Büchse der Pandora öffnen. Während das Bürgerhaus Bauchem
mittlerweile kurz vor der Vollendung steht, gehen neue
Projekte an den Start, die alle eines gemeinsam haben: Die
CDU stattet sie großzügig mit unseren Steuergeldern aus.
Offenbar hat
der Wahlkampf genau zwischen November und Dezember diesen
Jahres begonnen, denn wie sonst wäre es zu erklären, dass
von der CDU ohne Wimpernzucken Beträge für den Bau einer
„Vereinskneipe“ in fünfstelliger Höhe (je 42.500 € in den
Haushaltsjahren 2019 und 2020) genehmigt werden, während
noch einen Monat zuvor, in der Ratssitzung am 07.11.2018,
von eben jener CDU erklärt wurde, dass sich „die Stadt
nach wie vor am Rande der Haushaltssicherung“ befinde und
darum eine Beitragsbefreiung von Kindergartenbeiträgen für
Eltern mit einem geringen Jahreseinkommen von bis zu
38.000,- € auf gar keinen Fall finanzierbar sei, da dies
den Haushalt gefährden würde.
Die
Deckungslücke zur Finanzierung des Vereinsheims in
Immendorf, für die das benögte Geld von der Stadt
bereitgestellt werden soll, entspricht übrigens fast exakt
dem Betrag, der für diese Befreiung in einem Jahr benögt
würde.
Natürlich
lassen sich diese Dinge nicht 1:1 vergleichen – denn für
das Vereinsheim fällt der Zuschuss nur einmalig an, danach
folgen nur noch Instandhaltungskosten und kalkulatorische
Kosten. Trotzdem bleibt das ungute Gefühl, dass die CDU
lieber in Steine als in Kinder invesert.
Um nochmal
auf die Büchse der Pandora zurück zu kommen: Durch ihr
Öffnen kam der Legende nach auch die Hoffnung in die Welt.
Es bleibt demnach die Hoffnung der späten Einsicht durch
die CDU.
Baumaßnahmen 2019: Sporthalle Gillrath und Kreisverkehr
Nun sind
Steine ja auch nichts grundsätzlich Schlechtes,
insbesondere wenn es dabei um Schulen geht. Die Sporthalle
an der GGS Gillrath ist ein gutes Beispiel hierfür.
Eigentlich sollte der Baubeginn bereits in diesem Jahr
erfolgen, nunmehr ist er für das Jahr 2019 geplant.
Die
steigenden Schülerzahlen an der GGS Gillrath zeigen, dass
der Rat hier aufgrund unseres gemeinsamen Antrags mit den
Fraktionen Geilenkirchen bewegen und FDP sowie Für GK eine
vorausschauende und richtige Entscheidung getroffen hat.
Die hier eingeplanten Ausgaben von insgesamt 1,4 Mio. Euro
sind eine Investition in die Schulbildung und Zukunft
unserer Kinder.
Auch der Bau
eines Kreisverkehrsplatzes in Hünshoven, der ebenfalls
aufgrund unseres Antrages beschlossen wurde, wird im
nächsten Jahr voraussichtlich seinen Baubeginn sehen.
Aufgrund von
Zuschüssen vom Land hat die Stadt Geilenkirchen hier einen
Eigenanteil von rund 144.000,- Euro zu stemmen. Da es an
der besagten Stelle zur Zeit immer wieder zu schweren
Unfällen kommt ist dies aus unserer Sicht gut investiertes
Geld. Sowohl die Sicherheit wie auch der Verkehrsfluss
werden an der besagten Stelle deutlich verbessert.
in die
Jahre gekommene Herzog-Wilhelm-Straße
Als nächstes
sollte unserer Meinung nach die Herzog-Wilhelm-Straße in
Angriff genommen werden.
Um etwaige
Schweißausbrüche des Kämmerers im Voraus schon zu
ersticken: Es geht uns nicht um einen Komplettumbau,
sondern eher darum, mit möglichst kleinen Änderungen eine
deutliche Verbesserung zu erzielen.
Heute stellt
sich die Herzog-Wilhelm-Straße als schwieriges Pflaster
dar: Der Verkehrsfluss stockt oftmals, es wird rechtswidrig
geparkt und das Überqueren der Straße ist nicht immer ganz
leicht. Man merkt der Straße einfach an, dass sie seit
vielen Jahren nicht mehr überplant wurde und den heutigen
Anforderungen nicht mehr ganz gewachsen ist.
Deshalb
müssen wir uns Gedanken zum Beispiel über das
alternierende Parken, eine Geschwindigkeitsbegrenzung und
die Schaffung von Querungsmöglichkeiten machen.
Diesbezüglich haben wir bereits Kontakt mit der Verwaltung
aufgenommen und beantragt, die Angelegenheit auf die
Tagesordnung der Sitzung des nächsten Umwelt- und
Bauausschusses aufzunehmen.
Gerechgkeit
für die Fliegerhorstsiedlung
Noch länger
als die Herzog-Wilhelm-Straße wurden die Straßen in der
Fliegerhorstsiedlung nicht mehr überplant. Während wir uns
aufgrund der Kompetenzrangeleien zwischen Stadt und BIMA
jahrelang sozusagen im Dornröschenschlaf befunden haben,
sollte dann plötzlich alles ganz schnell gehen: Der
westliche Teil sollte möglichst sofort saniert werden.
An diesem
Beschluss war freilich die Polik nicht ganz unbeteiligt,
aber: wenn man erkennt, dass eine Entscheidung falsch war,
dann muss man diese nochmals überdenken dürfen.
Völlig
zurecht machen die Menschen in der Fliegerhorstsiedlung
geltend, dass man ihnen in Anbetracht von möglichen
Straßenbaubeiträgen zu wenig Zeit lässt, sich finanziell
auf eine Sanierung vorzubereiten.
Und
tatsächlich: Während normalerweise eine Baumaßnahme ganz
konkret 4 Jahre vor der Verwirklichung erstmals im
Haushaltsplan aufgeführt wird, blieb dies bei der
Fliegerhorstsiedlung aus.
Erst im
Haushaltsplan 2017 tauchte die Maßnahme konkret auf, und
im Jahr 2019 soll sie nach geltender Beschlusslage schon
umgesetzt werden. Die entsprechenden Haushaltsmittel sind
im vorliegenden Haushaltsplan bereits eingeplant.
Im Laufe der
Sitzung werden wir hierüber erneut abzustimmen haben, und
je nach Beschluss wird der gerade zuvor beschlossene
Haushalt dann in diesem Punkt schon wieder Makulatur sein.
Trotzdem hoffen wir darauf, dass der Rat in seiner
allumfassenden Weisheit hier seine bisherigen
Entscheidungen noch revidiert.
Grundstücke
gesucht
Während die
Straßen im westlichen Teil der Fliegerhorstsiedlung also
noch etwas warten könnten, ist an anderer Stelle schnelles
Handeln erforderlich:
Der Stadt
gehen die Bau- und Gewerbegrundstücke aus. Freie
Gewerbeflächen sind nur noch in einer Größenordnung von
rund 15.000 qm vorhanden, Baugrundstücke können zur Zeit
von der Stadtentwicklungsgesellschaft nur noch in Lindern
erworben werden.
Grundstücke
in privatem Besitz werden kaum angeboten, und wenn doch,
dann häufig zu utopischen Preisen. Die Lage ist gelinde
gesagt angespannt. Dabei hatte schon 2016 der Rat
beschlossen, dass die Verwaltung in Abstimmung mit der
Stadtentwicklungsgesellschaft (ESG) die Entwicklung
weiterer Baugebiete verfolgt und diese jeweils
unverzüglich dem Rat vorstellt.
Wahrnehmbar
geschehen ist seither aber – außer der Erstellung eines
Strategiepapiers – nichts. Abgesehen von den damals
ohnehin schon laufenden Baugebieten in Teveren, Lindern
und Hünshoven ist dem Rat kein einziges der angedachten
Baugebiete in Würm, Leiffarth, Immendorf, Gillrath oder den
übrigen Orten vorgestellt worden.
Auch eine im
März diesen Jahres schriftlich an Herrn Bürgermeister
Schmitz gerichtete Anfrage brachte lediglich die Aussage,
dass sich diese Orte wohl noch einige Jahre gedulden
müssten.
Für die
Bürger ist dies unbefriedigend, Herr Bürgermeister! Es
entsteht der Eindruck, dass Geilenkirchen hier wie ein
träges Murmeltier im jahreszeitübergreifenden Winterschlaf
versunken ist.
Wir fordern
die Verantwortlichen auf, unverzüglich zu handeln! Dieser
Weckruf geht ausdrücklich nicht nur an Bürgermeister
Schmitz, sondern auch an die Stadtentwicklungsgesellschaft
und an die Vertreter der Ratsfraktionen, die die Stadt
Geilenkirchen als Mehrheitseigner der ESG in der
Gesellschafterversammlung vertreten.
Jede weitere
Verzögerung bremst die Entwicklung der Stadt Geilenkirchen
aus. Wenn nicht schnellstmöglich gehandelt wird besteht
die Gefahr, dass die Gewerbegrundstücke knapp werden und
junge Familien die Stadt mangels Baugrundstücke verlassen
müssen.
Verlassen
will ich nun auch die im Rahmen einer Haushaltsrede
üblichen politischen Statements und zum eigentlichen
Haushalt zurückkehren:
Haushalt
2019: Chance und Risiko
Das
Zahlenwerk ist – wie immer – nicht zu beanstanden. Hier
gilt auch in diesem Jahr wieder unser Dank Herrn Kämmerer
Görtz, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie
allen anderen, die an der Erstellung beteiligt waren.
Der Haushalt
eröffnet die Perspektive, sinnvolle Projekte umzusetzen.
Allerdings eröffnet er ebenso an einigen Stellen die
Möglichkeit, Geld unnötig oder zumindest unnötig früh
auszugeben. Hier ist die Politik aufgerufen, durch weise
Entscheidungen entsprechend gegen zu steuern.
Insgesamt
werden wir heute aber mit der grünen Karte stimmen.
Alternative
Fakten und Desinformation
Bie erlauben
Sie mir zum Schluss noch einige Worte zu den anstehenden
Wahlkämpfen, insbesondere dem Europawahlkampf.
Lassen Sie
mich kurz erklären, was das mit dem Haushalt zu tun hat:
Ich gehe davon aus, dass bestimmte Gruppierungen die
anstehenden Wahlkämpfe beeinflussen werden, indem sie
erneut auf Alternative
Fakten
und Desinformation
setzen! (Zwischenbemerkung: dass die Anfangsbuchstaben
dieser drei Wörter den Grundakkort in d-Mol, also die Töne
AFD ergeben, ist reiner Zufall, denn diese Rede ist völlig
unmusikalisch).
Im Rahmen
dieser „Alternativen Fakten“ wird gerne auch von einer
andauernden Flüchtlingskrise gesprochen.
Und genau da
kommt der Haushalt der Stadt Geilenkirchen ins Spiel:
Tatsächlich findet die Einwanderung von Flüchtlingen
faktisch immer weniger statt. Dies lässt sich auch im
Haushaltsplan unserer Stadt ablesen: Schon im laufenden
Haushaltsjahr 2018 wird der Ansatz für Kostenerstattungen
und Kostenumlagen voraussichtlich um 540.000 € oder 13,5
Prozent unterschritten.
Im Vergleich
zum Ergebnis 2016 sinken die Kostenerstattungen sogar um
rund 2 Millionen Euro oder 37,5 Prozent.
Grund hierfür
ist vor allem die abnehmende Fallzahl an Asylbewerbern,
welche zu geringeren Zuweisungen durch das Land führt.
Im Haushalt
2019 wird der Ansatz im Vergleich zu 2018 nochmals
gekürzt, und das, obwohl das Land je Flüchtling eine
höhere Kostenerstattung zahlen wird.
Richg ist,
dass die Zahl der illegal in die EU einreisenden
Migrantinnen und Migranten in diesem Jahr den niedrigsten
Stand seit 2013 erreichen wird, und während im Rekordjahr
2015 insgesamt 890.000 Flüchtlinge nach Deutschland
eingereist sind, wurden im laufenden Jahr zwischen Januar
und Oktober 2018 erst 158.512 förmliche Asylanträge
gestellt.
Lassen Sie
sich also in den anstehenden Wahlkämpfen nicht ein X für
ein U vormachen. Überprüfen Sie die Fakten durch das
heranziehen von vertrauenswürdigen Quellen.
Die Wahrheit
lässt sich manchmal auch in unserem Haushaltsplan
herauslesen!
Danke für
Ihre Aufmerksamkeit!
(Sie können die Rede
hier auch als PDF-Dokument herunterladen)